Vanille
Aus Réunion 2004-2005
Bourbon-Vanille ist ein Begriff in der ganzen Welt. Der Name kommt von einem der früheren Namen Réunions, Île Bourbon. Die Vanille wurde Anfang des 19. Jahrhunderts aus Guyana nach Réunion gebracht. Die Wildbienen, die in Süd- und Mittelamerika die Vanille befruchten, gibt es hier nicht, also konnte hier zunächst keine Vanille gezüchtet werden. Im Jahr 1841 entwickelte der damals gerade 12jährige Sklave Edmond Albius eine Technik, Vanille per Hand zu befruchten. Seither wird hier auch Vanille kommerziell angebaut. Um daraus das Gewürz herzustellen, müssen die Schoten vor der Reife geerntet werden, der Reifeprozess wird dann mit kochendem Wasser gestoppt.
Dann wird die Vanille in der Luft getrocknet und kommt dann in große Kisten zur Fermentation, ein Prozess, der mehrere Monate dauert. Während dieser Zeit wird der Inhalt der Kisten auf Schimmel untersucht und schimmelige Schoten gegebenenfals aussortiert. Wird zweimal hintereinander kein Schimmel entdeckt, so wird die Vanille erneut in heißes Wasser gegeben und dann nach Qualität und Größe sortiert und in Halb-Pfund-Bündeln zusammengeschnürt.
Selbst bei einer gewissen Automatisierung des gesamten Vorgangs ist stets eine Menge menschlicher Arbeit notwendig - eine Befruchtungsmaschine beispielsweise ist kaum vorstellbar. Angesichts der europäischen Löhne ist réunioner Vanille demnach sehr teuer. Zum Glück reichen wenige Gramm, um jahrelang selbst parfürmierten Vanillezucker zu haben.
Der Begriff Bourbon-Vanille ist allerdings nicht geschützt, den die Insel heißt ja nicht mehr Bourbon. Also kann Bourbon-Vanille genauso aus Madagaskar, von den Komoren oder den Seychellen kommen. Die Jahresproduktion an Vanille auf Réunion beträgt etwa 20 Tonnen, auf Madagaskar sind es über 1000 Tonnen.