Reise nach Mauritius
Aus Réunion 2004-2005
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Unsere Reise
Barbaras Osterferien - die zwei Wochen bis Ostern - nutzten wir für einen Urlaub auf Mauritius. Die erste Woche verbrachten wir im Südwesten der Insel, weniger dicht besiedelt und nicht allzu touristisch geprägt, die zweite Woche im an Bevölkerung und Touristen reichen Nordwesten.
Da Mauritius etwas kleiner ist als Réunion, lässt sich die gesamte Insel mit Tagesausflügen erkunden. Wie alle Urlauber wollten wir mal weg, etwas anderes sehen und entspannen. Doch für uns war die Perspektive etwas anders als für viele andere Mauritius-Touristen: Was für die meisten eine Pauschalreise ins ferne Inselparadies ist, war für uns ein Urlaub auf der Nachbarinsel, die Île Sœur, wie es auf Réunion oft heißt.
Etwas Erdkunde
Der Nähe wegen (es liegen etwa 200 Kilometer zwischen Réunion und Mauritius) war unser Verkehrsmittel nicht das Flugzeug, sondern das Schiff (halb Containerschiff, halb Passagierschiff). Wir müssen allerdings dazu sagen, dass auch für diese Verbindung das Flugzeug der Normalfall ist, es braucht eine halbe bis dreiviertel Stunde, das Schiff zehn bis zwölf.
Mauritius ähnelt Réunion in vielem, umso mehr wurden uns die Gemeinsamkeiten im direkten vergleich bewusst. Da ist zum einen die Geografie: Mauritius ist die ältere Vulkaninsel, daher durch die Erosion flacher, dafür mit mehr Korallenriffen und weißen Sandstränden versehen. Diese Tatsache im Hinterkopf, waren wir überrascht, wie steil die Hänge ansteigen, und dass fast überall auf der Insel Berge in Sichtweite sind, wenn auch nicht so omnipräsent wie auf Réunion.
Interessantes Detail am Rande: Die von Postkarten und aus Reiseprospekten bekannten Palmenstrände gibt es nur an Hotels, weil dort Palmen hingepflanzt wurden, überall sonst wachsen an den Küsten Filaos.
Englisch oder französisch?
Von Sprache und Kultur her ist Mauritius französischer als erwartet. Es hieß zwar lange Île de France, war aber über 150 Jahre, bis 1968, britische Kolonie. Im Alltag sprechen die Leute jedoch französisch und kreolisch ähnlich dem auf Réunion, das Englische bleibt als Amtssprache (gemeinsam mit Französisch) Politik und Verwaltung vorbehalten und wird in den weiterführenden Schulen unterrichtet. Uns erschienen die Englischkenntnisse beispielsweise von Museumsführern nicht sonderlich gut, im Süden war dies auffälliger als im touristischeren Norden.
Immerhin: Es gibt Linksverkehr, Schuluniformen, eine Menge Tee und einen viele typisch britische Produkte zu kaufen - Beans, Cadbury's Schokolade, Orange Marmelade, Cheddar und so weiter, häufig importiert aus anderen ehemaligen Kolonien wie Australien, Neuseeland und der Nähe wegen vor allem Südafrika.
Bevölkerung
Obwohl auf beiden Inseln französisch und kreolisch gesprochen wird, kommt es einem so vor, als ob die Fahrt von Réunion nach Mauritius die Grenze zwischen Abend- und Morgenland überschreitet - auf den Straßen geht es lebhafter zu, alles ist bunter, das ganze öffentliche Leben kommt einem etwas chaotisch vor, die Gegensätze zwischen Arm und Reich sind augenfälliger, es gibt viel weniger Weiße auf den Straßen. Das mit dem Morgenland ist allerdings insofern Unsinn, weil hier kaum Einflüsse aus Vorderasien oder Arabien existieren, sondern vor allem die Zuwanderung aus Indien prägend war und ist: Über zwei Drittel der Bevölkerung sind indischer Abstammung, mehr als die Hälfte der Leute auf Mauritius sind Hindus. Die Politik wird von einer indischen Kaste dominiert - die wirtschaftliche Macht hingegen haben die Mauritier französischer Abstammung inne, die lediglich 1-2% der Bevölkerung ausmachen.