Zyklone

Aus Réunion 2004-2005

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Allgemeines

Zyklon ist die im indischen Ozean übliche Bezeichnung für einen tropischen Wirbelsturm - das, was anderswo als Hurrikan oder Taifun bezeichnet wird. Die Saison für Zyklone ist etwa von November bis Mai, wobei die meisten Zyklone im Januar oder Februar entstehen. Am häufigsten betroffen ist Madagaskar - durch seine Größe ist das Risiko, direkt von einem Zyklon betroffen zu sein, weit größer als bei kleinen Inseln wie Réunion oder Mauritius.

Typischerweise entstehen tropische Wirbelstürme zwischen dem 5. und dem 20. Breitengrad über dem Ozean und bewegen sich in einer Parabel: Im indischen Ozean zunächst nach Südwesten, dann nach Süden und dann nach Südosten. Oder auch völlig anders, manchmal bleiben sie auf der Stelle oder drehen sich mehrmals in Spiralen herum. Das Zentrum eines Zyklon bewegt sich typischerweise mit 10-20km/h. Oft verstärkt sich die tropische Depression zunächst langsam zu einem Sturm oder gar Zyklon, um dann wieder schwächer zu werden. Ein solches Tiefdruckgebiet hat eine Lebensdauer von etwa 1-2 Wochen.

Klassifizierung

Aus meteorologischer Sicht werden solche Unwetter nach den Windgeschwindigkeiten klassifiziert. Das System, dass auf Réunion verwendet wird, kennt folgende Abstufungen nach mittlerer Windgeschwindigkeit:

  • Tropische Depression bis 62km/h
  • Mäßiger tropischer Sturm bis 88km/h
  • Starker tropischer Sturm bis 117km/h
  • Tropischer Zyklon bis 165km/h
  • Heftiger tropischer Zyklon bis 212km/h
  • Sehr heftiger tropischer Zyklon für alles, was darüber ist.

Sobald ein Tief ein tropischer Sturm ist, erhält es einen kurzen Namen. Das hilft bei der Warnung, denn so ist klar, um welchen Sturm es sich handelt und es wird deutlich, dass eine gewisse Gefährdung von einem solchen Unwetter ausgeht.

Vorhersagen

Um Warnungen herausgeben zu können, sind selbstverständlich Vorhersagen notwendig, zum einen über die Intensität des Unwetters und zum anderen über dessen Bewegung. Diese hängen von vielen Faktoren ab und sind relativ unsicher. Oft ergeben unterschiedliche Computermodelle ganz unterschiedliche Ergebnisse und so lässt ein Modell ein Unwetter sich im Nichts auflösen, während ein anderes einen schlimmen Sturm vorhersagt. Auch die Position lässt sich nur ungenau vorhersagen. Eine Prognose 1 Tag in die Zukunft weicht im Mittel um 150 Kilometer ab, 48 Stunden sind es bereits 300 Kilometer.

Zur besserem Visualisierung wird auf Wetterkarten die bisherige Route und die vorausgesagte Bewegung angetragen, jeweils mit einer Angabe zu den zu erwartenden Windgeschwindgkeiten. Den bisherigen Verlauf können auch alle zu Hause anhand der im Radio durchgegebenen Positionen auf einer Karte einzeichnen.

Warnungen

Um größtmögliche Sicherheit für die Bevölkerung zu gewährleisten, existieren Warnstufen bei bestimmtem Unwetterrisiko, die gleichzeitig bestimmte Verhaltensweisen erforden. Denn Starker Regen und Wind machen den Aufenthalt außer Haus lebensgefährlich, Strom, Wasser und Straßen können während und nach dem Zyklon unterbrochen sein.

Auf Réunion existiert ein dreistufiges Warnsystem. Die erste Stufe ist die der erhöhten Wachsamkeit: In mehr als 24 Stunden könnte Gefahr durch einen Zyklon drohen. Während dieser Zeit sollten keine längeren Ausflüge oder Ausfahrten aufs Meer begonnen werden, die weitere Entwicklung ist über die Medien zu verfolgen, die Vorräte an Wasser, Nahrungsmitteln und Medikamenten sollten überprüft werden. Auch Lichtquellen sind wichtig, sollte es tatsächlich zu einem Zyklon kommen, denn die Fenster werden oft mit Sperrholzplatten geschützt und der Strom kann ausfallen oder aus Sicherheitsgründen abgestellt werden.

Nächste Stufe ist der orangefarbene Alarm: Innerhalb 24 Stunden besteht Gefahr. Die Krippen und Schulen bleiben geschlossen, das restliche wirtschaftliche Leben geht ungehindert weiter - die Lehrer tun sich also am leichtesten damit, ihre Vorräte aufzustocken. Mit drei Stunden Vorwarnung tritt dann der rote Alarm für unmittelbare Gefahr in Kraft: Stubenarrest für alle!

Ist der Alarm wieder aufgehoben, so herrscht eine "Phase der Vernunft" - es können also noch verschiedene Dinge verboten sein. Unter Umständen sind Straßen blockiert, Flüsse überschwemmt, Strom und oder Wasser unterbrochen oder das Wasser aus der Leitung ungenießbar.

Mauritius hingegen verwendet ein vierstufiges Warnsystem, dass sich an als gefährlich eingestuften Böen von 120km/h und mehr orientiert. Die erste Warnstufe wird 36-48 Stunden vor einer möglichen Ankunft eines Zyklons ausgerufen. Die zweite lässt nach Möglichkeit noch 12 Stunden bei Tageslicht vor gefährlichen Böen, auch hier werden die Schulen geschlossen (da sie als Notunterkünfte fungieren). Bei der dritten Stufe sollten es noch 6 Stunden bis zu den gefährlichsten Böen sein - da sind dann die meisten Autos nicht mehr versichert, wenn man mit ihnen unterwegs ist, und die Geschäfte bleiben geschlossen. Die Stufe vier tritt ein, wenn es tatsächlich Böen von 120km/h oder stärker gibt und das auch eine Weile so bleibt.